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Vier Zitate

Ohne weitere Erläuterung…

„Die Dinosaurier überlebten 250 Millionen Jahre; wie stellen Sie sich ein Wirtschaftswachstum über 250 Millionen Jahre vor? (Stichworte genügen)“
— Max Frisch: Fragebogen (2019, Erstveröffentlichung 1987), Suhrkamp, S. 110

„Auch liebten wir, Gebilde zu erzeugen, die wir Modelle nannten — wir schrieben in leichten Metren drei, vier Sätze auf Zettelchen. In ihnen galt es, einen Splitter vom Mosaik der Welt zu erfassen, so wie man Steine in Metalle fasst. […] Auf diese Weise beschrieben wir die Dinge und die Verwandlungen, vom Sandkorn bis zur Marmorklippe und von der flüchtigen Sekunde bis zur Jahreszeit.“
— Ernst Jünger: Auf den Marmorklippen (2018, Erstveröffentlichung 1939), Ullstein, S. 24

„Die Menschheit kann nur kosmopolitisch überleben. Je ausgelaugter der Planet wird, desto stärker werden die Kräfte der Abgrenzung und Ausgrenzung den exterminatorischen Kampf um die verbliebenen Ressourcen anheizen. Alle zentralen Probleme können nur weltgemeinschaftlich gelöst werden. Der Nationalist des 21. Jahrhunderts ist ein Apokalyptiker.“
— Ilija Trojanov: Nach der Flucht (2017), S. Fischer, S. 110

„Wir leben in einer Gesellschaft, in der Wissen gelehrt und Unwissen praktiziert wird, ja, in der Tag für Tag gelernt wird, wie man systematisch ignorieren kann, was man weiß.“
— Harald Welzer: Alles könnte anders sein (2019), S. Fischer, S. 24

Die Akkumulation von Wissen

Samuel Arbesman beschreibt in „The Half-Life of Facts“ (Current, 2012) die Dynamik des wissenschaftlichen Fortschritts als einfachen Akkumulationsprozess, der sich durch folgends Stock-Flow-Diagramm ausdrücken lässt:

Durch Forschung wird (in Abhängigkeit vom schon vorhandenen Wissen) neues Wissen generiert. Dabei, wie beim Abfluss vorhandenen Wissens durch Vergessen oder Veralten, spielt ein Zeitkoeffizient eine Rolle, der die Verdopplungszeit bzw. die Halbwertszeit des Wissens beschreibt. Natürlich sind diese Zeitkoeffizienten nicht wirklich konstant und auch nicht wirklich exogen bezüglich des Systems (wie im obigen einfachen Diagramm suggeriert), sondern ihrerseits von vielfältigen Einflüssen abhängig, z. B. der Anzahl an Forschern, Forschungsbudgets, Reputation von Forschung, Möglichkeiten der Archivierung und Kommunikation.