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Bei Kostenvergleichen: Dynamik berücksichtigen!

In einer bspw. auf LinkedIn weit verbreiteten Anzeige kommuniziert die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), dass es 13 mal sinnvoller (weil kostengünstiger) sei, Co2-Zertifikate zu kaufen, anstelle das Geld in Wärmepumpen für die Gebäudeheizung zu stecken. Das hört sich natürlich im ersten Moment sehr überzeugend an (ich gehe davon aus, dass die angegebenen Daten stimmen und habe sie nicht überprüft). Die Aussage wurde aber bereits aus verschiedener Sicht kritisiert, z.B. weil dadurch die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern (und insbesondere deren Lieferanten) nicht verringert wird. Hier will ich mich daher darauf beschränken, dass diese plumpe (weil statische) Gegenüberstellung keinerlei dynamische Perspektive einnimmt. Insbesondere werden nicht berücksichtigt:

  1. Änderung der Kosten (und damit des Verhältnisses der Kosten) über die Zeit: einerseits wird der Preis für CO2-Zertifikate steigen (genau so ist das Instrument ja gedacht und regulatorisch ausgestaltet), andererseits wird der Preis für Wärmepumpen durch Erfahrungskurveneffekte sehr wahrscheinlich mit ihrer Verbreitung fallen, wie es beispielsweise bei Photovoltaik festzustellen ist.
  2. Laufende und zusätzliche Kosten: dynamische Investitionsrechnungen in der Betriebswirtschaftslehre berücksichtigen generell Zahlungsströme über die Zeit, d.h. inklusive laufender Kosten bspw. für den Strom der Wärmepumpen. Zunächst sieht es dann so aus, als ob das Verhältnis noch stärker zugunsten des Zertifikatskaufes spräche. Allerdings bemerkt man schnell, dass ein dann auftretender Kostenfaktor überhaupt nicht erwähnt wird: auch für die konventionellen Heizung fallen natürlich Brennstoffkosten an. Dass diese in Zukunft ansteigen können und werden, ist fast schon eine Trivialität.
  3. Marktdynamiken auf dem Zertifikatemarkt: CO2-Zertifikate führen nur dann zu einer tatsächlichen Verminderung der Kohlendioxid-Emissionen, wenn die Verschmutzungsrechte eben nicht genutzt werden. Man müsste also einen Weiterverkauf verbieten, um tatsächliche Umwelteffekte zu erzielen.
  4. Langfristige Konsequenzen bei immer weniger Zertifikaten („Endgame“): was passiert, wenn die Anzahl CO2-Zertifikate immer geringer wird und dadurch keine weiteren Umwelteffekte mehr zu erzielen sind? Dann kommt es weiterhin zu den negativen Auswirkungen der konventionellen Heizungen, weil diese ja nicht getauscht wurden (von den dann evtl. auftretenden hohen Kosten für die Besitzer ganz zu schweigen, siehe 2.).

Mittels Simulation ließen sich natürlich konkretere, quantitative Szenarien dieser Effekte durchspielen. Behält man jedoch grundsätzlich die dynamischen Auswirkungen im Blick, zeigt sich auch so schon die (bewusst oder unbewusst) irreleitende Aussage der Anzeige.