Archiv für den Monat: August 2018

Single- und Double-Loop-Learning in der Fertigungsstrategie

In ihrem Standardwerk zur Fertigungsstrategie (Operations Strategy, 5. Auflage, Pearson, 2017) diskutieren Nigel Slack und Michael Lewis auf den S. 358ff., wie Single und Double-Loop-Learning in einem fertigungsstrategischen Kontext verstanden werden kann. Sie verwenden dazu zwei Abbildungen, die dem ersten Anschein nach Kausaldiagramme darstellen, tatsächlich aber eher Prozessabläufe klarmachen (welcher Schritt folgt nach welchem anderen?).

Ein Kausaldiagramm des Single-Loop-Learning in der Fertigungsstrategie stelle ich mir eher so vor (mit einigen Erläuterungen, in Englisch):

Die balancierende Rückkopplung erlaubt, die innerbetriebliche Wertschöpfungsaktivitäten effizient an geänderte Ziele (die wiederum häufig von den externen Ansprüchen abhängen) anzupassen (d.h. sie macht etwas richtig). Das Kausaldiagramm zum Double-Loop-Learning bindet dann diese Zielanpassung in die Überlegungen mit ein. Erst dadurch wird die Wertschöpfung effektiv (d.h. macht das Richtige):

„Slow Change Is Not No Change“

Trifft natürlich nicht nur für diesen Blog zu 😉

In seinem Buch „Factfulness“ (Flatiron Books, 2018) beschreibt Hans Rosling ab S. 179, dass langsamer Wandel eben nicht keinen Wandel bedeutet–letztendlich und auf längere Sicht können die Auswirkungen enorm sein. Dies wird sehr deutlich bei exponentiellen Wachstumsprozessen (Stichwort: Zinseszins), wie sie mit einer einfachen selbstverstärkenden Rückkopplung erzeugt werden können, siehe folgendes Stock-Flow-Diagramm:

Simuliert man das zugrundeliegende Modell mit einem Anfangsbestand von 1 im Stock, einer Wachstumsrate von 1% pro Monat über 120 Monate (10 Jahre), scheint sich (insbesondere in der graphischen Ansicht) nicht viel zu tun:

Der Bestand wächst von 1 auf ca. 3,3. Wie Rosling schreibt, verdoppelt sich der Ausgangswert nach etwa 70 Monaten.  Verlängert sich der Simulationszeitraum auf 480 Monate (40 Jahre) kommen die Auswirkungen des selbstverstärkenden Prozesses allerdings deutlich zu Geltung:

Der Bestand wächst in diesem Fall von anfänglich 1 auf mehr als 121.