„Einfachdenken“ vs. „besseres Wissen“

Der Soziologe Georg Vobruba beschreibt in seinem Buch „Die Kritik der Leute“ (Beltz, 2019) wie die Reduktion von Kausalität auf eine Ursache (die Intention/Absicht eines oder mehrerer handelnder Subjekte) zu vereinfachter Zuschreibung von Ursache und Wirkung führt. Als Kausalitätendiagramm ausgedrückt, sieht das dann in etwa so aus:

Als Ursache und Auslöser eines bestimmten Phänomens in der Wirklichkeit wird also immer und alleine der Wille einer Person oder einer Personengruppe angenommen (krasses Beispiel: „Flüchtlinge kommen nach Deutschland, weil die Bundeskanzlerin das deutsche Volk auslöschen will“).

Im Gegensatz dazu steht das von Vobruba so genannte „bessere Wissen“, das in abstrakter Weise so Phänomene erklärt:

Es gibt in halbwegs komplexen (sozialen) Systemen also in der Regel mehrere Ursachen für ein Phänomen, wobei die Absicht eines oder mehrerer Subjekte eben nur eine unter vielen solchen Ursachen darstellt. Diese Ursachen hängen teilweise auch voneinander ab und können gar–bspw. mit dem Effekt als Zwischenschritt–Rückkopplungschleifen bilden (wobei diese letzte Aussage meine Ergänzung zu Vobrubas Ausführungen darstellt).